Leben im Korsett
Im März 1996 wird der Millionenerbe Jan Philipp Reemtsma vor seinem Haus in Blankenese entführt. Die Täter verlangen 20 Millionen Mark. Dieses Verbrechen wirbelte damals viel Staub auf. Schmids Film macht aus der Geschichte aber keinen Thriller, er erzählt konsequent aus der Sicht der Betroffenen, der Familie und Freunde. Zugrunde liegt das Buch des Reemtsma-Sohnes Johann, der zur Tatzeit 13 Jahre alt war.
Doch was bedeutet es in diesem Fall, Opfer zu sein? Zunächst wird man in die Passivität gedrängt, darf niemandem erzählen, was passiert ist, muss es mit sich selbst ausmachen. Angehörigen-Betreuer kommen ins Haus, die Polizei versucht den Überblick zu behalten, macht Fehler.
Doch diese interessieren nur am Rande, es geht um die Menschen, die dieser Situation hilflos gegenüberstehen, in ihr gefangen sind. Schmid erzählt in einfachen klaren Bildern von der Isolation der Familie, von der Angst, den Vater, Ehemann und Freund vielleicht niemals lebendig wiederzusehen. Stark gespielt von einem tollen Ensemble.
v. Hans Christian Schmid D 2022– 118 Min.
Hier geht's zum Trailer des Films: https://www.youtube.com/watch?v=5xrs0TfaE5E
Der Film wird im Filmpalast am Hafen gezeigt.
Foto: Pandora